Immer wieder werde ich gefragt: Geht das online? Die Antwort lautet: Ja, geht schon – nur anders. Natürlich sind die Stimmung und die Umgebung eine andere. Hands-on-Übungen sind nur eingeschränkt möglich. Aber was hilft es, wenn der Kunde auf Webinar und Online-Seminar besteht? Ob Video-Sprechstunde, Online-Beratung oder Seminar. Ein paar Empfehlungen für (zukünftige) Anbieter.

Keine Angst vor anderen Anbietern

Im Internet steigt die Anzahl der Online-Angebote kontinuierlich und mit Corona geradezu exorbitant. Gefühlsmäßig bietet heute „jeder“ ein Online-Angebot an. Das geht nicht nur den regionalen Einzelhändlern so, sondern auch Dienstleistern, einschließlich Ärzten, Anwälten und Architekten wie Ingenieuren. Selbst Erste-Hilfe- und Notfallkurse werden online angeboten. Es überrascht nicht, dass Münchner jetzt ihren Pilates-Trainer in San Franzisko besuchen oder Hamburger ihren Arzt in Zürich. Auch wir haben Mandanten auf der ganzen Welt.

Doch an erster Stelle bei Google zu stehen, ist längst nicht alles. Denken Sie zunächst an Ihren vorhandenen Kundenstamm. Auch Bestandskunden sind möglicherweise an Online-Beratung und Online-Seminaren interessiert. Bevor Sie also vorhandene Patienten, Mandanten oder Kunden an andere Online-Anbieter verlieren, gehen Sie selbst mit der Zeit und bieten eine Alternative. Wenn Sie das gut machen, spricht es sich herum. Positive Erfahrungen können Sie in Ihre zukünftigen Angebote integrieren. Abzuwarten, ob der „Hype“ irgendwann vorbei geht, ist eine gewagte Alternative.

Der erste Einstieg

Bislang haben Sie Ihr Geschäft professionell betrieben. Ihre Patienten, Mandanten, Kunden kennen Sie als seriösen Anbieter und erwarten das möglicherweise auch online. Erste Fehler, Stolper und Unterbrechungen werden meist verziehen. Insgesamt darf das Angebot aber nicht dilettantisch wirken.

Das richtige Setting

Wichtig ist nicht nur das richtige Setting:

  • Rücken Sie sich in das passende Licht. Achten Sie auf ein geeignetes Outfit.
  • Der Hintergrund muss passen. Die Beleuchtung muss stimmen.
  • Audio-Qualität ist wichtig. Hintergrund-Geräusche sind zu minimieren.
  • Die Verbindung darf nicht unterbrechen.
  • Die Vertraulichkeit ist – dort wo notwendig – zu wahren.

Accessoires können vor der Kamera eine andere Wirkung erzielen. Ein Freund, Christian Tannek, hat mir beispielsweise gezeigt, wie un/scheinbar Brillen sein können. Denken Sie beim Outfit schließlich daran, dass Ihre Kleidung keine unerwünschten Moiré-Effekte für die Kamera hat.

Wenn der Hintergrund nicht optimal ist, helfen virtuelle Hintergründe. Auch die sollten allerdings ausgewählt sein und zu Ihnen passen.

Die Technik

Die richtige Technik ist nicht zu unterschätzen. Die Kosten sind nicht unerheblich, letztlich aber überschaubar.

Das fängt bei der Internetverbindung an; neben DSL und Kabel-Anschluss kann das auch Mobilfunk sein. Je nach Qualität ist eine gewisse Bandbreite erforderlich. Selbst wenn Sie derzeit noch keine passende Anbindung haben, so unterschätzen Sie nicht die vorhandenen Angebote.

Die Aufzeichnungskameras sollten eine gewisse Qualität erreichen. Für einfache Videokonferenzen nutze ich persönlich neben meinen Apple-Geräten eine Logitech Brio 4K und ein RODE NT-USB Mini mit Tischstativ.

Wenn Sie etwas vorführen wollen, empfehlen sich auch nachverfolgende Webcams, wie die Logitech PTZ Pro 2 Konferenzkamera. Bei größerer Distanz zum PC bieten sich auch Ansteck-Mikrofone am Körper an oder ein Richt-Mikrofon, ggf. mit Funkübertragung. Mir reichen hier die Apple AirPods. Aber es bestehen noch ganz andere Möglichkeiten, wie das Ansteck-Mikrofon von Boya PRO K1 oder das Rode WIGO Wireless GO Mikrofon-Funksystem mit Lavalier GO Ansteckmikrofon.

Sie können zwei oder mehr Webcams verbinden und aus der Ferne ansteuern. Dann bietet sich beispielsweise das Legato Steam Deck Mini, alternativ eine App, an.

Und wer etwas Spezielles braucht: Selbst einige Übungspuppen im Notfalltraining übermitteln mittlerweile Echtzeit-Feedback auf Kompression und Beatmung zum ACLS-Fern-Instructor.

Wichtig sind dann nur noch eine gute Beleuchtung, notfalls mit Steh- und Bürolampen.

Rechtliche Voraussetzungen

Darüber hinaus sind gesetzliche und berufsständische Vorgaben sowie Empfehlungen der Verbände und Kammern zu beachten. Auch hinsichtlich der Abrechnungsmodalitäten kann es Richtlinien beispielsweise zu Telemedizin und Video-Sprechstunde geben.

Datenschutz, Schweigepflicht, vertraglich vereinbarte Verschwiegenheit (NDA) und Vertraulichkeit sind Stichworte, die Sie bei der Umsetzung Ihres ersten Online-Auftritt beachten sollten. Vor allem die Datensicherheit ist wichtig. Gegebenenfalls ist sogar eine Datenschutz-Folgeabschätzung erforderlich. Prüfen Sie die Voraussetzungen an den Datenschutz bei Anbietern wie Zoom, Webex und Co.

Aber auch gesetzliche Bestimmungen aus dem Fernabsatzrecht sind zu beachten. Dazu müssen Sie gegebenenfalls Ihre vorhandenen vertraglichen Regelungen (AGB!) anpassen. Bei Verbrauchern ist an die Widerrufsbelehrung zu denken. Sie wollen nicht gleich in die erste Haftungsfalle treten oder eine Abmahnung kassieren?

Erfahrung hilft

Bei den ersten Schritten hilft nur Üben und Erfahrung. Bevor Sie sich Ihren Kunden online zeigen, sollten Sie Ihr Equipment auf Herz und Nieren prüfen. Üben Sie mit der Webinar-Software umzugehen. Setzen Sie sich in das rechte Licht. Dabei können Sie die Erfahrung Dritter heranziehen. Webinar-Anbieter bieten zahlreiche Möglichkeiten für Online-Feedback und die Beteiligung der Teilnehmer. Letztere lassen sich auf unterschiedliche Weisen einbinden und motivieren. Dazu brauchen Moderatoren aber Tipps und Erfahrung.

Wer kann mir helfen?

Anbieter aus den Bereichen Foto, Film und Fernsehen zeigen Ihnen nicht nur die richtige Position vor der Kamera, sondern geben auch Feedback zur Akustik. Mich unterstützt beispielsweise Florian Linke von der Filminute. Er hat nicht nur meinen Imagefilm erstellt. Mit ihm arbeite ich gerne zusammen, wenn Kunden Tipps „vor der Kamera“ benötigen.

Ein Fachanwalt für IT-Recht kann nicht nur die rechtlichen Abläufe mit Ihnen gestalten, sondern auch Ihre Verträge und AGB anpassen und eine Widerrufsbelehrung erstellen.

Und dann gibt es noch Profis, die Sie im Online-Business coachen.

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  • public-speaking-3926344_1920: Pixabay